Wie wird ein Automobil verwertet?
Interessante Einblicke in das Fahrzeugrecycling
18.09.2015
Unterschleißheim - Im Rahmen der „Nacht der Umwelt 2015“ am 18. September nahmen zahlreiche interessierte Mitglieder der FREIEN BÜRGERSCHAFT an einer Führung bei der BMW Group Unterschleißheim teil.
Im Recycling und Demontage Zentrum des Münchner Autobauers wurde den Teilnehmern auf einem sehr eindrucksvollen Rundgang die umweltschonende und effiziente Verwertung von BMW Entwicklungsfahrzeugen, BMW Prototypen und Altautomobilen vorgeführt. Sie lernten dabei alle Schritte des Fahrzeugrecyclings kennen, von der Fahrzeugannahme, seiner Erfassung, über die Neutralisation, die Betriebsstoffentnahme, bis hin zur Demontage und Kompaktierung.
Fahrzeugrecycling beschreibt den Prozess der Entsorgung von Kraftfahrzeugen und daraus erfolgender Rohstoffrückgewinnung. Seit dem Jahr 2000 gilt für alle EU-Mitgliedsstaaten die Richtlinie 2000/53/EG über Altfahrzeuge. Diese EU-Richtlinie schreibt unter anderem vor, dass die Autohersteller zur Rücknahme der Kraftfahrzeuge vom letzten Besitzer verpflichtet sind.
Treffpunkt war in der Carl-von-Linde-Straße und gleich zu Beginn der Führung gab es erst einmal ein einführendes Referat vom Leiter des BMW Standortes mit einer kleinen Willkommenserfrischung. Dann ging der knapp einstündige Rundgang auch schon los.
Als erstes erfolgte die Neutralisation der zum sog. passiven Sicherheitssystem eines Fahrzeuges zählenden pyrotechnischen Einheiten, wie z.B. Airbags und Gurtstraffer, auf Knopfdruck mit Hilfe eines speziell von BMW dafür entwickelten Fernsteuergerätes. Da hieß es Ohren zuhalten, denn der Krach der Explosion war gewaltig und kaum jemand hatte zuvor schon einmal einen aufgegangenen Airbag gesehen. Es folgte die sog. Schadstoffentfrachtung, das heißt die Entnahme von Batterien, Xenon-Scheinwerfer usw. Anschließend wurde das Fahrzeug trocken gelegt. Das bedeutet die Befreiung von umweltgefährdenden Betriebsstoffen und Flüssigkeiten, wie Öl, Kraftstoff, Bremsflüssigkeit und Kühlmittel mittels speziell dafür entwickelten Absaugeinrichtungen.
Im nächsten Schritt wurde das Fahrzeug dann von einem Spezialbagger regelrecht zerlegt. Zuerst wurde es seiner Motorhaube und seines Fahrzeugdaches ziemlich unsanft entledigt, dann die Sitze und das Interieur entfernt, der Kabelbaum herausgerissen und mit einer Greifzange am Bagger wie Spaghetti aufgerollt. Die entfernten Teile wurden auf verschiedene Container zur Verwertung verteilt. Zuletzt wurde der Motor aus der Karosse herausgezogen und ebenfalls in einen bereitgestellten Container gelegt. Bemerkenswert waren zum einen die Geschwindigkeit, mit der der Baggerführer sein Gerät bediente und zum anderen seine verschiedenen speziellen Greifwerkzeuge am Baggerarm, die er je nach Bedarf in Sekundenschnelle wechseln konnte. Die Restkarosse wurde schließlich in einer hydraulischen Schrottpresse unter hohem Druck (bis zu 18 to) zu einem kompakten „Schrottwürfel“ zusammengedrückt. Dieser landet dann in einer externen Schredderanlage, wo er in etwa tellergroße Stücke gerissen wird. In verschiedenen nachgeschalteten Trennstufen werden die Materialien in die Fraktionen (magnetische) Metalle, Leichtmetalle und Kunststoffe getrennt, mit dem Ziel der sortenreinen Wertstoffaufbereitung.
Das "Ausschlachten" von Fahrzeugen in entsprechenden Betrieben wird zunehmend unattraktiver, wie abschließend der Runde erklärt wurde. Grund hierfür ist der schnelle Modell- und Produktwechsel in der Automobilbranche, die ständig weiterentwickelte Elektronik und die geringere Haltbarkeit der Ersatzteile.
Die Führung gab einen umfassenden Einblick in die umweltschonende und effiziente Entsorgung und Verwertung von BMW-Fahrzeugen in Unterschleißheim und so waren die Teilnehmer auch bei dieser Informationsveranstaltung unter dem Motto „Wir vor Ort“ der FREIEN BÜRGERSCHAFT Unterschleißheim sehr begeistert.
Roland Schreitter
FREIE BÜRGERSCHAFT Unterschleißheim (FB)