18.02.2020
Klimaschutz in Unterschleißheim

Es ist sehr erfreulich, dass sich nun endlich wieder eine Generation junger Menschen politisiert und ihrer Sorge um die Lebensbedingungen auf der Erde Luft machen. Forderungen zu stellen und Verantwortlichkeiten zu benennen ist notwendig und legitim, reicht aber nicht aus. Erst das Denken in Zusammen-hängen, das Eingeständnis auch eigener Verantwortung und die Bereitschaft Lösungen zu erarbeiten, kann dazu führen, dass endlich den vielen Worten Taten folgen.
Auch wenn man nicht vom Tisch wischen kann, dass die Klima- und Umweltprobleme nur in einem weltweiten Konsens aller Gesellschaften lösbar sind, müssen wir im eigenen Umfeld unsere Beiträge leisten. Wir können Hauptprobleme wie Überbevölkerung oder nationale Egoismen, welche ganz massive Belastungen für das Klima auf der ganzen Welt verursachen, nicht lösen. Aber, statt unsere Schlüsselindustrien oder unsere bäuerliche Landwirtschaft zu verteufeln und zu zerstören, sollten wir die Krise als Chance begreifen und Raum für Optimierung des Bestehenden zulassen, während neue Technologien entwickelt werden. Aktionismus ist nicht die Lösung, sondern schafft weitere Probleme.
Ein kabarettreifes Beispiel für Aktionismus fand im Rahmen eines Klimaschutzprojektes der Stadt Unterschleißheim statt. Im Jahr 2012 entsandte die Stadt eine Delegation von 9 Unterschleißheimern aus Verwaltung, Stadtrat und interessierten Bürgern zur Rettung des Weltklimas nach Kolumbien, um ein paar Säcke Rohkakao bei indigenen Bauern zur Herstellung der Unterschleißheimer Stadtschokolade fair einzukaufen. Allein für den Flug verursachte diese Reise pro Weg und Person einen Verbrauch von 800kg Kerosin, also zusammen etwa 14.400kg. Mit der vergleichbaren Menge an Dieselkraftstoff fahre ich bei einem durchschnittlichen Verbrauch von unter 6 L/100km und einer Fahrleistung von etwa 43.000km/Jahr etwa 6 Jahre lang, und muss mich als Umweltsünder fühlen. Geht’s noch?
Aber was kann Unterschleißheim wirklich tun? Statt mit Utopien wie dem Bau von Seilbahnen, Magnetbahnen und anderen Kuriositäten die Lösung unserer Mobilitätsprobleme weiter in die Zukunft zu verschieben, sollten wir schnellstens die offensichtlichen städtebaulichen Probleme unserer Stadt lösen. Ein großes Problem ist das tägliche Verkehrschaos auf unseren Straßen. Jahrzehntelang wurden in Unterschleißheim im großen Maßstab Arbeitsplätze geschaffen, aber versäumt, ein entsprechendes Angebot an Wohnungen zu machen. Sehenden Auges hat man zugelassen, dass etwa 12.000 Menschen in unserem Ortszentrum von der Versorgung mit Lebensmitteln abgeschnitten und gezwungen wurden, zum Einkaufen mit dem Auto oder dem Bus an die Ortsränder zu den Supermärkten zu fahren. Meine im Stadtrat immer wieder geäußerten Ermahnungen, endlich Anstrengungen zu einer Neugestaltung der Ortsmitte und zur Schaffung von Wohnraum, statt weiterer Gewerbeausweisungen zu unternehmen, verpufften regelmäßig. Wir müssen zur Vermeidung des Arbeitsplatztourismus, welcher in den Stoßzeiten sämtliche Ein- und Ausfallstraßen verstopft, den Menschen, die hier arbeiten auch ausreichend Wohnraum anbieten. Inzwischen besteht die Hoffnung, dass im Laufe der nächsten vier Jahre das Lebensmittelangebot in der Stadtmitte wieder vielen Leuten das Einkaufen zu Fuß oder mit dem Rad ermöglicht. Verkehrsvermeidung ist eines der höchsten CO2 Einsparpotentiale und erhöht ohne Verzicht zudem die Lebensqualität.
Ein weiteres großes Potential besteht in der Nutzung des Bodenschatzes, auf dem wir sitzen, nämlich dem Grundwasser. Der Ersatz von Öl- und Gasheizungen durch Grundwasserwärmepumpen in Neubau und Sanierung kann viele Tonnen CO2, Stickoxyde und Feinstaub einsparen. Zudem haben wir noch viele ungenutzte Flächen zum Bau von Photovoltaikanlagen.
Ich betreibe selbst seit 22 Jahren eine Grundwasserwärmepumpe in meinem Haus und baue bei fast allen meinen Projekten diese Technik mit großem Erfolg ein. Meine Bauherren sind wie ich selbst mit der sauberen Heiztechnik und den damit einhergehenden ökologischen und finanziellen Einsparungen sehr zufrieden. Machen nicht reden.

Martin Reichart
Ihr Bürgermeisterkandidat
Freie Wähler / Freie Bürgerschaft